»We choose to go to the moon ... not because they are easy, but because they are hard«, sagte der junge US-Präsident John F. Kennedy in einer berühmten Rede, was sinngemäß so viel heißt wie: Wir fliegen nicht zum Mond, weil es einfach ist, sondern weil es schwierig ist.
Er stand politisch unter Druck. Die Invasion Kubas in der Schweinebucht war blutig gescheitert, es schwelte eine Rezession, und die Sowjetunion demütigte die USA Jahre nach dem Sputnik-Schock von 1957 wieder und wieder mit neuen kosmischen Erfolgen, unter anderem am 12. April 1961 mit dem ersten Raumflug von Juri Gagarin. Im Mai 1961 plädierte Kennedy im US-Kongress für die Mondlandung.
Wie schwierig es sein würde, das zeigte sich erst nach und nach. Zu diesem Zeitpunkt gab es so gut wie gar nichts, außer ein paar inspirierende Worte: weder geeignete Raumanzüge noch ein taugliches Navigationssystem, weder transportable Computer noch ausreichend große Raketen. Und noch ein kleines Detail fehlte: ein Plan, wie man einen Menschen heil auf den Mond bekommen könnte. Und wieder nach Hause.
Künstlerische Darstellung von Raumschiffen im Orbit von Chesley Bonestell, um 1950
Vor allem zwei Visionen traten dabei gegeneinander an. Der deutsche Raketeningenieur Wernher von Braun, der in Peenemünde für die Nazis »Vergeltungswaffen« gebaut hatte und nach dem Krieg beim US-Militär weiterentwickelte, war unter anderem für einen »Direktflug«: Eine riesige Rakete startet auf der Erde, fliegt zum Mond, bremst dort ab, landet, startet erneut und fliegt zurück zur Erde. In anderen Szenarien favorisierte er eine Station in der Erdumlaufbahn als eine Art fliegende Fabrik und Startrampe für einen Flug zum Mond.
Wie unpraktisch, sagte dagegen der Flugzeugingenieur John C. Houbolt: Ein einzelnes Raumschiff, das auf dem Mond landet und von dort wieder startet, müsste gigantisch sein, und es wäre ineffizient, denn es müsste riesige Mengen Treibstoff zum Mond transportieren, um von dort aus einen zweiten Start hinzulegen.
Der weithin unbekannt gebliebene Flugzeugingenieur John C. Houbolt erläutert sein Konzept der Mondlandung.
Houbolt setzte dem Direktflug ein eleganteres Konzept dagegen: das Mond-Rendezvous (»Lunar Orbit Rendezvous«, LOR). Das Raumschiff wird dabei in spezialisierte Einzelsegmente zerlegt, die sich wie Legosteinchen funktional aneinanderfügen: Ein Kommandomodul umkreist den Mond, während ein kleines Landemodul die Astronauten absetzt und wieder hochträgt. Dann reisen sie mit dem Kommandomodul wieder zurück zur Erde. Diese Segmentierung spart viel Treibstoff. Das Problem dabei: Die Module müssen im All zentimetergenau steuerbar sein, damit ihr Rendezvous gelingt. Mehr als zwei Jahre kämpfte Houbolt gegen erbitterte Widerstände. Heute gilt das Prinzip seines Mond-Rendezvous als Standardmethode. Er selbst jedoch blieb in der Öffentlichkeit fast unbekannt.
Das Rennen zum Mond ist in vollem Gange. Fieberhaft lässt die Nasa ein Kommandomodul, ein Landemodul, eine starke Trägerrakete und eine präzise Navigationstechnik entwickeln, vor allem in den ersten Jahren bis 1966 sind die Kosten für Forschung und Entwicklung gigantisch. Das »Apollo«-Projekt beschäftigt insgesamt rund 400.000 Menschen in über 20.000 Firmen. Dabei wird, inflationsbereinigt, rund viermal so viel Geld wie für den Bau der ersten Atombombe verfeuert.